14. September 2016, Mittwoch 11:39, „Die Angst vor der Angst…“

Kann nicht klar denken. Mindestens 15 Minuten gebraucht, ehe ich den ganzen Krempel nach draußen geschleppt hatte. Aber drinnen im Haus zu bleiben, keine Option. Auch weiß ich nicht, womit ich anfangen soll. Einem weiteren Schmerzbericht?

JAMMERN!!

Wie mir gerade bewusst wird, definitiv den Sonnenhut vernachlässigt, vergessen, die Sonne klettert über den Wald, durch die Dunstglocke und blendet. Meine beiden Omakarosserien zweifelsohne mit zu wenig Stellplatz ausgestattet. Bei den Logistikarbeiten definitiv schon einmal mit der Sorte Angst konfrontiert, dass mir mein Notebook runter fallen könnte.

Den Sitzplatz wechseln…

Ich kann mich nicht kontrolliert hinsetzen, falle einfach auf die Bank im Schatten der Autoscheune. Aber womit fange ich an… Dass der Kasten vom Roten Kreuz in einem fort gemeckert hat? Sebastian mit seinem Handy und ebenfalls nur eingeschränkter Verbindung zuhause bei der angeführten Telefonnummer angerufen hat und das Ergebnis aus diesem Telefonat/Einweggespräch mehr als ernüchternd war: „Da war lediglich ein Anrufbeantworter und die Dame sagte darauf, dass sie aktuell krank sei und nicht im Dienst.“? Soll das ein Witz sein? Und was ist, wenn ich den Knopf drücke, ihn benötige? Pech gehabt?

Mir wird schlecht. Die Beine kribbeln unangenehm.

Die Entwicklung des restlichen Tages ging in Richtung „DÜSTER“. Die Panikattacke weitete sich aus, akquirierte neue Betätigungsfelder… „Und was ist, wenn ich wieder soweit bin, Scheiße zu bauen? Würde ich dann freiwillig in eine Klinik gehen?“, um mir zeitgleich alle Wege zu verbarrikadieren: „Wenn ich dort wäre, würde ich ohnehin keine der mir angebotenen Tabletten schlucken.“. Sebastian mit seinem Handy nachlesen lassen, auf wie viel das Efectin noch gesteigert werden könnte. „Bei Panikattacken auf 225.“. Ich bin bei 150. Selbst das machte mir Angst! Ich werde doch auf meine alten Tage nicht etwa an meinem Leben hängen?

Da war gestern noch viel mehr, aber ich habe es vergessen. Außer vielleicht das: Hochgradig schreckhaft war ich. Die Lähmung in der Hand blieb nicht das einzige Manko. Je mehr die Angst vor dem Herbst, vor der Depression von mir Besitz ergriffen hatte, desto steifer wurde ich. Als er mir kurz vor Mitternacht vom Sofa half, war ich erstarrt, vermochte die Füße nur noch hinterher zu schleifen. Auch fällt mir gerade die Angst vor der Operation ein, während oben am Hügel die schreckliche Glocke 12 Uhr einläutet. Was würde ich am Samstag sagen? Was eine Woche drauf? Was für eine Pest ich mir da eingeheimst habe? Nächtelang Krämpfe, wieder und wieder befeuert durch Schmerzimpulse im operierten Zeh?! Wie würde ich mich verteufeln?! In dieser Verfassung löste alles in mir nur noch blanken Horror aus!!

12:07

Minutenlang saß nun eine Wespe auf meinem Finger und ich dachte an meine Nichten, an all jene, die bei so einer Situation einen hysterischen Schreikrampf bekämen… Ich habe sie nicht einmal weg gescheucht, ließ sie gewähren, bis ich ihr zu langweilig wurde. Ich weiß, dass über meinem Kopf unter dem Dach gleich mehrere Nester hängen. Auch werde ich mir der Libelle gewahr, die ein paar Meter vor mir im aufgestellten Aquarium in der Wiese stupide auf und ab fliegt. Hätte ich die Kamera mit, wäre auch das eine wunderschöne Einstellung für eine Intro gewesen.

Zurück zum Sofa: Bereits da hatte es pervers gekrampft, ordentlich unterstützt von meiner seelischen Schräglage. Zumindest die Beine wollten weglaufen. Dass der Körper nicht mitzog, dafür konnten sie ja nichts… Was für eine blumige Ansichtsweise! Noch mehr Hydal geschluckt, im Bett eine Ewigkeit gebraucht, bis ich einschlief, um nach 1 auf dem Rücken aufzuwachen und mich nicht umdrehen zu können. Weder die Gurte, geschweige denn das aufblasbare Sitzkissen habe ich bis jetzt erhalten. Sollten die Sachen nicht bereits letzte Woche kommen? Aber selbst damit hätte ich verloren. So steif wie schon lange nicht mehr. Ich musste ihn leider aufwecken, entschuldigte mich mehrmals und selbst er brauchte Minuten, um zumindest das rechte Bein so weit frei zu schütteln, dass er es behelfsmäßig anwinkeln und ich so einigermaßen stabil auf der Seite liegen konnte. Schöne Aussichten. Als er kurz nach 7 das Zimmer betrat: „Du hast die ganze Nacht gekrampft!“. Wie sah mein Plan aus? Mir an meinen Beinen ein Beispiel nehmen und ebenso „krampfhaft“ einreden, dass es ja noch nicht so weit sei? Dass alles gut wird? Ich alles überleben kann? Wie infantil muss man dazu sein? Vermutlich rumort irgendwo in mir längst das Grundsubstrat für eine Krebssorte, mich all meine Ängste und Aversionen und Neurosen und Zwänge von innen heraus krank machen werden. Viel habe ich mich noch nicht bewegt, aber dachte bis dato, so schlecht wie gestern würde es nicht aussehen. Keinerlei Läuterung… eine weitere Entwässerungstablette. Morgens 54,8 auf der Waage. Aber mir ein großes Paket abgenommen; so alles genau so klappt, wie ich es mir ausgemalt habe: Sebastian gebeten, im Krankenhaus anzurufen und den Termin zu stornieren. Ebenso bei der Rettung meinen Krankentransport. Tat doch die Stelle am Fuß gar nicht mehr weh… Es noch so lange ausreizen, wie es geht. 2 Stunden gemalt, der Hintern „not amused“. An den Beinen tut alles weh. Sei es die Rückseite, die Vorderseite, links oder rechts, außen oder innen, spielt alles keine Rolle, alles ein Einheitsbrei. (Schon sind wir beim leidigen Schmerzbericht…) Der eine Teil vom Oberkiefer schmerzt heute dementsprechend. Auch bestätigt mein Körper mit unmissverständlichen Signalen das, was im MRT diagnostiziert wurde. Der Schaden an der Brustwirbelsäule schimpft. Und ich zu „faul“ (?), die Übungen am Boden zu machen.

Während Domian ein junges Mädchen „betreute“, die ihrerseits vom dramatischen Tod ihrer Mutter erzählt hatte, im Posteingang eine Nachricht von Mieke lag, in der sie vom gestrigen Beten für unsere Arbeitskollegin berichtet, brach ich in Tränen aus. Das kleine Kind…

Der Moment des Mitgefühls ist nur von kurzer Dauer. Schon schaue ich sie mir genauer an und ich finde sie abartig. Ekelhaft. Abstoßend. Dreckig. Sie würde mir leid tun, wäre sie nicht ich.

Ein vernichtendes Urteil.

Ehe Sebastian nachhause kommt, noch ein paar Runden ums Haus gehen und anschließend vor dem Essen erneut im Wohnzimmer saugen. Der ganze Dreck auf dem Boden, der nur darauf zu warten scheint, dass ich Platz für ihn geschaffen habe… Ich bin ein Betätigungsfeld so manch einer Neurose, und aktuell werden es zusehends mehr… Kann nur hoffen, nun gehen zu dürfen. So etwas passiert und er nicht kommt, habe ich einfach Pech…

17:10

EINE POPLIGE RUNDE!!!

Seit einer Ewigkeit steigt die Urinmenge im Sack nicht mehr. Gestern dasselbe Phänomen beobachtet, obwohl der nachts geleerte Beutel morgens zum Bersten gefüllt war. Kein Risiko eingehen… Weitere 20 Milligramm Furosemid. Und erst jetzt wird mir bewusst, dass ich eigentlich nur eine Halbe schlucken wollte. „Eigentlich“…

Ich hätte früher meckern sollen: Das Paket vom Orthopädieladen kam heute endlich. Nach viel zu viel Zeit auf der Couch (sogar so viel zu viel, dass ich nach einer kleinen Portion Nudeln und zum Nachtisch einem kleinen Becher Joghurt wie ein Mastschwein auch noch eineinhalb von diesen riesigen „Schweden-Weihnachtskeksen“ essen musste. Mich nicht ertragen und kaum war Sebastian zuhause, ging es wieder mit der lauten Selbstbeschimpfung los. Meine Geduld am Ende ODER tue ich das nur, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten? Damit er mich ständig vom Gegenteil überzeugt? Wie schlecht bin ich eigentlich?

Nach dem wahrlich gebissfreundlichen Mahl schmerzte die Stelle an meinen Zähnen noch mehr und ich bat ihn, eine der Deflamat-Kapseln zu öffnen, damit ich die Dosis halbieren konnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Grund für meinen katastrophalen Zustand sein soll. Kaum saß ich auf dem neuen Sitzkissen, machte meine Brustwirbelsäule noch mehr Radau. Die Rückenlehne ohnehin angesichts dieser neuen Höhe viel zu weit unten montiert. Zur neuen Unterlage kann ich noch nichts sagen. Herr und Frau Ischias begutachteten mürrisch die neue Situation. Aber die Hand gelähmt, wie bereits am Vortag. Nach 30 Minuten Probesitzen den Entschluss gefasst, rauszugehen. Mich beim 1. Hadsch ums Haus durchaus gefragt, wie ich es noch vor 2 Jahren den ganzen Tag draußen auf der Terrasse aushalten konnte. Weil ich die Mittagshitze vom Laufen noch gewöhnt war?

Das „Laufen“… In den 15 Minuten donnerte laut meine Musik aus den Boxen. Sevendust, Disturbed… Tut es nicht mehr so weh? Stellt sich Gleichgültigkeit ein? Bei jedem Beat spürte ich das Echo in jedem verkümmerten Muskel meiner Beine. Ich bin bei 2010, meinem Laufjahr, mit eben dieser Stilrichtung, dieser Sorte Heavy Metal. In den makellosen Himmel starren… Ich will mein Leben zurück…

Ein weiterer Gedanke wurde unverzüglich abgemahnt. „Der Harnwegsinfekt scheint sich gut mit den Preiselbeerprodukten zurückgebildet zu haben, der Inhalt vom Schlauch sieht klar aus.“. WIE konnte ich nur!! Bereits vormittags diesen Blutklumpen entdeckt, der allmählich Opfer der Erdanziehung wurde. Jetzt steckt er in diesem Spezialventil, welches verhindern soll, dass Urin zurück in meine Blase läuft.

Ein Vogel in der Jungbirke links von mir erregt meine Aufmerksamkeit. Mal etwas anderes als Meise & Co.? Ich würde sagen: Zilpzalp… Eine Wespe schwirrt vor meinem Gesicht herum und der Schmerz rechts im Gesäß löst weitere Krämpfe aus. Nach dem nicht stattgefundenen Mittagsschläfchen hatten eben solche mich bereits hoch gescheucht und ich Magnesium geschluckt. Weiter geht die Parade… Wollte ich doch eigentlich zu meinen Naturbeobachtungen noch von Sebastians blindem Passagier berichten, welcher heute in aller Frühe am Heck des Autos hing. Eine Fledermaus! „Was hast du gemacht? Bei denen würde selbst ich aufpassen, zwecks Tollwut.“. Er lachte verschmitzt: „Ich bin einfach losgefahren und dann ist sie ins Carport geflogen.“. „Du hättest den Scheibenwischer anmachen sollen…“, fügte ich noch schelmisch hinzu. Mich zugleich darüber freuend, die nächtlichen Flieger so dicht am Haus zu haben. Um welche Art es sich handelt, konnte ich bis dato nicht bestimmen… und jetzt hat es sich auch definitiv „Ausgesessen“, ich kann nicht mehr, der Schmerz treibt mich Kontraktion für Kontraktion immer mehr in den Wahnsinn! Abschließend vielleicht noch diese eine Sache, die ich mittags vergessen hatte: Beim Malen ein Anfall, inklusive wenige Sekunden langem Wegtreten. Kann man einen epileptischen Anfall, einen kleinen Anfall aktiv mit Gedanken verkürzen? Denn dies schien mir gelungen zu sein. Nur gegen die „Myoklonie“ war ich machtlos… Wie auch gegen die beschissenen Neuropathien. Meine 2. Hausrunde zuvor sah noch katastrophaler aus, aber zumindest kann ich das versuchen…

19:14

Eine weitere Hausrunde. Nach der Hälfte auf der Terrasse auf den Holzstuhl gesunken (plumpsen lassen), es hat weiter gekrampft, ich die Hühner mit gammligen Himbeeren gefüttert und das rechte Bein vermöbelt. Von oben: „Was tust du da??“. „Hörst du das nicht?“. Mein Bein in den Startlöchern, machte „Brumm brumm brumm…“. „Und genau DAS treibe ich ihm soeben aus!“. Die ersten Stechmücken, zurück geschlurft, der Duft nach Nadelwald erinnerte mich an das abendliche Skaten mit meiner besten Freundin, zumindest die Kamera geschnappt, ins Haus, ihn runter gebeten und während er meinen restlichen Kram von draußen holte, mich zuvor noch von ihm auf den Boden legen lassen, um äußerst desillusioniert diese eine Übung zu machen… Zu versuchen trifft es besser! Versagt!! Auch eine weitere Überlegung versetzte mich in Angst und Schrecken: Doch noch einmal zur Reha fahren, dort Menschen kennenlernen, diese erwarten dann von mir, dass ich mit ihnen in Kontakt bleibe, aber ich KANN DAS DOCH NICHT, und ich werde WAHNSINNIG VOR SCHULD… AAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!

…Herzrasen…

Selbst das schwindende Licht… Ich dachte weiter… Sah das prächtige Grün, dachte daran, dass es sterben würde, an all die dunklen Monate ohne Vegetation… PAAAANIIIIK!!!

Ganz schön gestört, wie? Kein Wunder, dass ich im Vergleich zu noch vor einigen Tagen nicht mehr tippen kann (weil ich das Programm an dem neuen Kasten wieder ganz von vorne trainieren muss und es beim anderen ja auch nur LÄPPISCHE JAHRE gedauert hat, ehe es so funktioniert hat wie aktuell), ich nicht mehr gehen kann, wie vor wenigen Tagen… Ich GAR NICHTS MEHR KANN???!!!

Mir bleibt die Luft weg.

2 Stunden und 15 Minuten. Vor mir tut sich ein Jammertal auf…

Los! Schlitz dich auf!

Nicht so jämmerlich wie die 20 gestern…

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