3. Oktober 2023, „Geburtstagsstimmung“

Hier nun Tagebuch zu schreiben, mit diesem (Wort ist weg) bedauernswerten Diktierprogramm, ich habe nicht einmal meine Tagebucheinträge gefunden, ich weiß nicht wo diese liegen sollten, ich weiß gar nichts mehr. Was mache ich, ich blöde Kuh?

Am Wochenende meinen Suizid zu Ende gedacht, zu Ende geplant, für heute, an meinem beschissenen Geburtstag. Mindestens die Hälfte der Ausfahrt musste ich weinen.

Wie sah der Plan aus? Dienstagvormittag endlich ins Krankenhaus fahren, in die Neurologie, dort wie vermutlich zu erwarten wieder einmal abgewiesen zu werden, denn „das letzte MRT… Da war doch gar nichts… Spricht für keinerlei Progredienz!“ die ganzen neuen Symptome auf der rechten Seite werden keine Sau interessieren!

Also davon bin ich schon einmal fix ausgegangen. Dann mittags würde mich Sebastian bestenfalls auf den Rollstuhl setzen, so ich rechtzeitig zu Hause wäre, meine Hausfee käme, um der Unordnung etwas entgegenzusetzen, sicher würden wir uns noch unterhalten, dann würde ich bei meinen Eltern vorbeifahren, wie gewünscht, damit sie mir zum Geburtstag gratulieren können, ich würde weiterfahren, über Umwege einen Platz im Wald wählen und meine Tabletten schlucken.

Aber nun kam es eben zu dem Umstand, dass ich abends darüber sprechen konnte, oder besser wollte. Und schon wart alles verworfen! Und heute?! Hatte den Plan mit der Krankenhausfahrt bereits verworfen, redete mir Sebastian abends noch mal ins Gewissen. Ende vom Lied? Ich konnte nicht schlafen, lag die ganze Nacht wach. NATÜRLICH bin ich liegen geblieben!! Und nicht wie ich mir vor 2 Tagen einreden wollte, NICHTS ist besser, es wird nur noch schlimmer!!

Mein Suizidplan… Die Hausfee war da, wir sprachen über die Idee einer Behinderten Assistenz, ob sie Interesse daran hätte. Ich gehe auf die Seite, während sie schon nach Hause fährt, und verliere mich in den einzelnen (Wort weg) Paragrafen. Jetzt nahtlos im Anschluss kam sogar Babsi vorbei, mit kleinen Geschenken, ich fühle mich unglaublich schlecht und wertlos.

Und dann soll ich darüber nachdenken, wie mein beschissenes behindertes Leben „eventuell“ weitergehen soll/könnte?
Mal ehrlich, ich habe doch überhaupt keinen Antrieb mehr, es mit dem Krankenhaus zu versuchen. Ich will einfach nur noch schlafen, schlafen, schlafen… Lasst mich einfach in Ruhe! Jetzt, wo ich mich nicht mal mehr an die schönen Dinge erinnern kann!

So ein wundervoller Herbsttag…
Ich müsste jetzt draußen sein… Aber stattdessen bin ich hier drinnen an diesem Tisch in diesem Stuhl gefangen. Verdammt noch mal, ich kann mit dem Elektrorollstuhl nicht einmal raus fahren, weil ich es nicht aushalte, Füße und Beine auf den Stützen stehen zu haben, angewinkelt, die ganze Zeit, ich kann nichts dran ändern… Doch ohne die Stützen macht es gar keinen Sinn, schleife nur meine Beine hinterher oder sie geraten mir gleich zwischen die Räder!

Es tut weh! Es tut so verdammt weh!

Babsi redete gerade noch davon, dass ungemein viel Kraft in mir stecken muss, um das alles zu erdulden, ertragen. Wo ist die Kraft zu sterben?!

Und dann abends noch zu meinen Eltern, weil sie mir UNBEDINGT gratulieren wollen. Sonst wären sie einfach hier kurz vorbeigekommen. Aber ich ertrage den Gedanken allein schon nicht!! Ich will keine Geschenke von ihnen, keine Geschenke von meiner Mutter, die mir dann doch wieder nicht passen/gefallen/schmecken/ich nicht brauchen und ich mich anschließend noch schuldig fühlen muss deswegen.