8. Februar 2018, Donnerstag

02:07
Ich schlafe nicht ein…

21:25
Unfähig, den Tag festzuhalten. Die Pumpe schlägt mir bis zum Hals. Nach jedem Witz bekomme ich Panik. Ich verabscheue mich. Und dann doch tatsächlich nachmittags erneut mit der Mutter meiner ersten beiden Freundinnen zusammengetroffen. Marianne drückte mich ganz fest. Sie hatte gestern Birgit und Manuela gleich telefonisch Bescheid gegeben, dass ich hier wäre, und beide würden auch mich die nächsten Tage besuchen kommen. Gerade Birgit, mit der mich bis zum Erwachsenenalter eine Freundschaft verband… Marianne ließ unsere Kindheit noch einmal aufleben, erzählte von Anekdoten bei ihren Eltern zu Hause auf dem Bauernhof, die ich längst vergessen hatte. „Meine Mutter erzählt ab und an immer noch von dir, dass du was Besonderes warst. So unkompliziert und keinerlei Angst davor, Tiere einzufangen!“. Dann erzählte sie mir noch davon, dass ich entweder mit Birgit oder mit Manuela, die so alt war wie ich, ein Schwein, ein Ferkel aus dem Stall gelassen hatte. Wir sind darauf geritten, ein Stück die Straße hinunter, mit den Ohren haben wir es gelenkt… Aus der Versenkung tauchten die ersten Bilder in meinem Kopf auf. Es war so schön sich an all das zu erinnern, was in meiner Kindheit gut gelaufen war. Zugleich Wehmut. Oder wie wir die Gänse vom Nachbarn damals wütend gemacht hatten, damit sie uns hinterherrannten. Oder die Hühner, die wir einfingen. Mit Binsen hatten wir Bänder geflochten, um sie am Bein zu markieren. Mein Hühnchen hieß „Greif“ und da wir sie immer wieder einfingen und auf unseren Schoß setzten, wurden sie zahm… Und noch so viele, so unendlich viele wunderschöne Geschichten in Gesundheit und Freiheit und voller Leben in der Natur… Schon kommen die Tränen.

Wäre da nur nicht die Nacht gewesen. Außer jene Nächte, zuerst mit Manuela und dann mit ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Birgit im Zelt, am Lagerfeuer oder gleich einfach nur auf dem Sportplatz auf der Wiese liegend unter dem Sternenhimmel, mit all den Sternschnuppen, dem Mond… Es tut so weh. Und wieder ist es zu spät und ich befürchte, das dritte Mal in Folge nicht schlafen zu können. Die Panik steckt in meinem Hals. Die Schwester, die letztens meine „FIFI“ waschen wollte, fragt mich recht simpel gestrickt, wovor ich Angst hätte: „Glaubst du, hier bricht einer ein?“. Wenn es so einfach wäre. Ganz plötzlich möchte ich mich abschießen. Das wäre doch prima; meine Arme wurden heute wieder fotografiert, vielleicht schon zum letzten Mal, dann könnte ich ja…

Ich komme nicht an meine Tasche heran. Alles, was in Reichweite wäre: Das Psychopax in der Schublade. Damit riskieren, morgen beim Abschlusstest auf dem „Strich“ mit dem Rollstuhl nichts leisten zu können? Ich möchte unbedingt etwas fressen, in mich hineinstopfen. Ich benötige etwas Süßes. Ich spüre tiefe Trauer. Und werde wahrscheinlich die Schwestern ins Zimmer läuten müssen… Für NICHTS und WIEDER NICHTS!!

Um nur noch Rumpelstilzchen zu zitieren. Seinen Monolog des Tages zusammengefasst…

HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
HALT DIE SCHNAUZE!
….

21:56
20 Tropfen Psychopax.
Mindestens, Doch schlagartig NOCH mehr Herzflattern….