16. September 2016, Freitag 17:13, „Grenzen“…

Zum Sofa schlurfen. Einen Augenblick zuvor ein weiteres Furosemid eingeworfen. Ich kann nicht anders. Zu Mittag viel zu viel gegessen, aber es gab Strudel, unterschiedliche Sorten und zum 1. Mal ganz ohne unangenehme oder störende Nuancen, sei es Geschmack oder Geruch. Wie in Kindertagen…

Der Herbst ist da, der Himmel hat sich mindestens einen Joint reingezogen, die Aussichten etwas betrübt… Das Telefon klingelt. Mein Nervenkostüm geht auf die Barrikaden!! Dabei überhaupt keinen Bock aufzustehen und nachzusehen, wer es gewagt hat. Vermutlich diese beschissenen Arschlöcher mit ihren Umfrageanrufen! Und ich kann nicht… Da Sebastian seinerseits oben ebenfalls nicht abgehoben hat, wird meine Vermutung wohl oder übel nicht so weit daneben getroffen haben. Auf dem Sofa stinkt es, immer noch. Richtig ekelhaft und da sich dahinter kein Schimmel ausmachen ließ, muss ich mit dem Gestank weiter leben. Oder mir weiter den Kopf darüber zerbrechen. Es klingelt noch einmal… Jetzt rast das Herz erst recht!

Das Telefon lag direkt vor mir, hinter dem PC. Von oben ein Anruf: „Das war Markus…“. Ach so? Wie soll ich denn damit umgehen? Noch mehr Herzklopfen. Reicht es für heute nicht schon? Wollte ich doch gerade eben ausholen und in Selbstbeschimpfung verfallen, wie ich hier so sitze, wie eine Witzfigur…

Oder eine Schwangere!! Aber DU bist einfach NUR FETT!!

Eine Mastsau erwartet Zehnlinge!!

Markus auf dem AB, er wisse nun, wie das mit der Epilepsie zusammenhängen würde, ob ich kurz zurückrufen kann… Einmal TIEF Luft holen…

18:25

Der nächste Anlauf. Mir nun erlauben, dem Zwang zu widerstehen, noch einmal eine Zeile höher zu gehen und die Uhrzeit auf 26 zu korrigieren. Der Versuch, beim Befehl „Neue Zeile“ eben nicht wie ein Besessener die Minutenzahl zu fixieren, muss als gescheitert angesehen werden. Wenn ich nun wollte, könnte ich mich ordnungsgemäß hinein steigern…

Aber an meinem Körper schmerzt alles. Jede einzelne Stelle an meinem Rücken, in die Sonja gestern ihre Finger hineingetrieben hat. Kaum hatte ich mich nach dem Essen (und das hat über 2 Stunden gedauert oder mehr, bis ich meinen fetten, faulen Arsch von der Couch lösen konnte) an den Tisch gesetzt, die Stoppuhr angeworfen und den neuen Damenhut aufgesetzt, fuhr in meine linke Wange ein stechender Schmerz, seitlich vom Nasenrücken bis Höhe Oberkiefer. Die Uhr gestoppt, den Hut abgenommen. Dennoch eine Dreiviertelstunde gemalt und nun fehlten noch 15 Minuten, um zumindest heute 3 Stunden aufweisen zu können. Aber auf dem Probekissen vermag ich wohl keine Sekunde länger auszuhalten, das alte liegt bereits griffbereit vor mir, muss nur noch gewechselt werden. Worauf wollte ich eigentlich noch hinaus, was erzählen…? Nachts im Bett immer wieder wach, erneut diese diffusen Schmerzen in beiden Beinen, oben wie unten, hinten wie vorne. Morgens? Als wären beim vielen Sitzen alle Komponenten (Muskeln, Sehnen, Lymphen) total verkümmert. Und verkürzt. Wurde nicht fertig, mit Diana um mich zu werfen. Vormittags 2 Stunden gemalt, anschließend raus, sogar mit festem Schuhwerk, frohen Mutes… Die 1. Runde sah noch gut aus. Die 2. weniger. Und erst die 3.… völlig abgeschmiert. Und dabei bemerkt, dass ich Vollidiot beim Wechsel vom Polenporsche zum Omagefährt dieses Mal IM Haus auch nicht bedacht habe, dass ich mit dem jugendlicheren Hilfsgerät den Haustürschlüssel in unserer Behausung zurückgelassen habe. Und wenn die Tür zu ist, ist sie zu. Wie eine Wohnungstür. Ich musste zum neuen Tresor fahren, um den Reserveschlüssel zu akquirieren. Mit meinen plumpen, gefühllosen Händen benötigte ich 10 Minuten, ehe ich das Schloss entriegeln konnte. Zurück im Haus in meinem katastrophalen Zustand meine Haare gewaschen. Unfähig, weder den linken noch den rechten Arm zu heben, von den Händen ganz zu schweigen. Musste mich mit dem Rollator ans Waschbecken setzen. Sonst wäre ich umgefallen…

Die Telekom war vormittags da, Telefon einmal aus- und eingesteckt und schon funktionierte wieder alles. Aber der Kasten vom Roten Kreuz noch nicht wieder (dachte ich zumindest) aktiviert. Soviel zum Risiko, auf dem Boden zu landen.

Was ich noch vergessen habe… Vormittags ein Blutzuckercrash, sah mich gezwungen, 2 Pflaumen zu essen. Das Frühstück bestand auch nur aus wenigen Vollkorngrissini. Und von den wenigen war ich pappsatt.

Alle Pläne, nachmittags weitere Runden am Haus zu gehen, wurden illusorisch. Während ich den roten Notrufknopf drückte und auf den Kasten vor der Glotze starrte, ganz flüchtig der Gedanke, dass nun eine super Aufnahme und Tagesintro sein könnte. Es dauerte eine Minute, in der man die Station wählen hören konnte… und noch immer überlegte ich, nach der Kamera links von mir zu greifen. Aber ich unterließ es, eine freundliche Frauenstimme meldete sich: „Was ist passiert Frau Samer?“. Ich erklärte, dass wir uns melden sollten, sobald das Telefon wieder funktioniert und der abgesetzte Notruf nur ein Test sein soll. Sie bedankte sich und gab die Daten weiter.

Die Bewegung zu Mittag hat mir den Rest gegeben, für den Rest des Tages. Die Schmerzen legten zu, der Himmel wie in einer Dunstglocke, die Panik stieg rapide an und schlussendlich mutierte ich zum Zombie. Die linke Wange immer noch geschwollen, doch das Fieberthermometer bestätigte meine Befürchtung, Fieber zu bekommen, schlussendlich doch nicht.

Meine Bilanz: 572:15, sind 3 Stunden und 45 Minuten, keinerlei Fortschritt, stattdessen die Erkenntnis, die ganze Hose neu überarbeiten zu müssen. Die farblichen Unterschiede passen nicht zueinander. So ist das eben, wenn man immer an winzigen Teilausschnitten herumpfuscht, dabei nicht das GANZE sehend…

Versager!

Die Beine krampfen, alle beide und die pochenden Schmerzen dabei wie Kerosin ins Feuer…

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