4. Januar 2017, Mittwoch 11:26

Das Tagebuch dem Speiseplan vorziehen…

57,6 um 7. Eine weitere Schale Tee; „Innere Balance“, so der klangvolle Name. Der Himmel teils bewölkt, das Gehirn überflutet von Erinnerungen. Ich meine das Knirschen der Hufe auf dem Schotter in den Ohren zu haben. Diese knallrot und eiskalt. Der Atem wird sichtbar, in der Ferne rufen Nebelkrähen…

Einmal tief Luft holen. Als ich mich erneut an den Tisch setze, bleibt das rechte Bein in Bewegung. Doch bis ich zur Kamera gegriffen habe, wird dieses Phänomen natürlich eingestellt. Womit soll ich anfangen? Was in die kostbare Zeit hineinstopfen? Was bedarf einer weiteren Erläuterung und was darf kurz gehalten oder links liegen gelassen werden?

Definitiv die zurückliegenden Sätze!

Und doch werde ich nicht müde das zu umschreiben, was soeben geschieht. Als hätte das Festhalten der friedlichen Gegebenheiten etwas Beruhigendes für mich. Würde mir einen Bezug zur jetzt stattfindenden Realität ermöglichen… Ein schwarzes Amselmännchen wird von den beiden neuen Apfelhälften, die ich vor wenigen Minuten im Restaurant aufgetischt habe, magisch angezogen. Auch in meinem Traum kamen Äpfel vor. Gammelige Äpfel. Aber dieser Teil vom Traum erscheint mir nicht wichtig, zumal dieser aus vielen unterschiedlichen Sequenzen aufgebaut war. Klarerweise für mich die Wichtigste jene, in der ich gelaufen bin. Oder es zumindest versucht habe. Ich war mir eines Fehlers bewusst geworden und musste bitter bereuen, nicht anders gehandelt zu haben. Nun sei aber auch erwähnt, was der Chirurg zuletzt zu mir gesagt hat, nachdem ich meinen Verdacht äußerte, die Zertrümmerung vom Fersensporn könne die Stressfraktur ausgelöst haben. „Ganz im Gegenteil!! Die Behandlung mit Ultraschall kann eine Stressfraktur sogar behandeln und die Heilungsphase halbieren!!“. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, wegen dieser 6 Monate den Anfang vom Ende besiegelt zu haben. Nun ist längst alles verloren! Und schmerzt noch mehr zu hören, da hätte es Alternativen gegeben… Man hätte können… Ich hätte sollen… Es wäre besser gewesen… Aus und vorbei!!

Im Traum hatte sich dieser Fehler zumindest dahingehend ausgewirkt, dass meine Strecken stark reduziert wurden. Von Halbmarathon keine Rede, nicht einmal von dem mir selbst gestellten Ziel mindestens 13 km zu schaffen, ganz zu schweigen davon täglich zu laufen. Ich konnte mich selbst nicht beobachten: Wurden die Pausen länger, die Etappen dazwischen kürzer? 4, immer wieder 4 km, schon nicht mehr. Abschließend der eine Lauf und jener endete tatsächlich mit 10 km vor dem Gasthaus. In meinem Kopf aber die fixe Idee, 11 schaffen zu müssen. Ich hätte ja auch bergab laufen können, nach links oder nach rechts; aber ich stand einfach nur da, unter meinem Heimatshaus inmitten dieser beiden Optionen, mitten auf der Bundesstraße und meine Oberschenkel zu schwach. Der Geist zu schwach.

Sodann folgten weitere Episoden mit anderen Themen. Wer weiß, vielleicht wären diese sogar noch viel wichtiger für mich und mein Erinnern, würden viel mehr über mich aussagen… Aber mir fehlt die Zeit. Stattdessen meinen körperlichen Zusammenbruch erwähnen, abends auf der Couch. Die Tage des Besuchs eindeutig zu anstrengend. Aber wie soll sich ein normaler Mensch davon abgrenzen? Hätte ich regelmäßig nach einer Stunde den Rückzug ins Schlafzimmer antreten sollen? Um dort was zu machen? Blöd auf dem Bett zu liegen und einfach nur NICHTS zu tun?!

Also ich schlief, als Sebastian kurz vor 19:00 Uhr ins Wohnzimmer trat und ich erschrak fürchterlich. Desolat, als hätte man mich soeben aus einer tiefen Narkose gerissen. „Das Telefon hat geklingelt, gerade eben…“. Markus! Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht klar, ob ich ihn zurückrufen kann. Was ich von den zurückliegenden Wochen halten soll, die von ihm kein Lebenszeichen gekommen war, zumal der letzte Satz damals zu mir gelautet hat, wir sollten nun jede Woche telefonieren.

Da fällt mir ein, was ich noch erwähnen möchte und ich tunlichst nicht in Sebastians Beisein diktieren sollte. Es wäre ihm peinlich, würde ihn vielleicht sogar verletzen oder in irgendeiner Form von mir weggestoßen. In großer Angst vor seinem klassischen „HMMM…“, inklusive beleidigtem Tonfall. Insofern nur noch eine Zusammenfassung zum 1,5 stündigen Gespräch mit meinem ehemaligen und irgendwie immer noch Psychoanalytiker. Wie auch schon im letzten Video erwähnt -er bleibt bei seiner Theorie. Für ihn steht der Täter fest. Felsenfest. Denn eine solche psychische Verwirrung können nur unter diesen speziellen Konstellation mit diesen speziellen Statisten entstehen. Egal was ich ihm erzähle, egal wer für mich noch infrage käme, zumindest gefühlt in mir etwas auslöst. Dann ist immer die Rede von „Deckerinnerungen“. Er zählte mir auch einige Dinge auf, die ich mir ansehen sollte (Folgen von Domian, Filme) und zum Abschluss sollte ich ihm meine Panikattacken erläutern, wobei er feststellte, diese würden immer von „invasiven“ Auslösern provoziert. Lebensmittelaufnahme dringt ja auch in den Körper ein, wobei die Volkshilfe ebenso in meinen Alltag und mein Versteck eindringt.

Und schon ist es 12, ich muss mich sputen… Vorgestern Nacht kam es unerwartet zum Austausch von Intimitäten. Obwohl… ich spielte dabei eher den passiven Part, der ganze Körper verkrampfte. Angestrengt dachte ich währenddessen nach, ob das nun schön oder das absolute Gegenteil wäre. Hinterher… und ganz besonders gestern am Morgen darauf, erhielt ich meine Antworten: NEEEEIIIIN!!!

Auch heute noch in meinem Kopf das, was gemacht wurde. Im Schlafzimmer dunkel wie eh und je, und dennoch die Erinnerungsbilder in meinem Schädel hell ausgeleuchtet. Was ER da mit mir gemacht hat! Erst recht ob meiner Unfähigkeit, mich selbst zu bewegen, wird der Eindruck eines „Gebrauchs“ („Missbrauchs“) deutlich… Nur für mich, nur für mein Empfinden! Er hat nichts falsch gemacht, hätte nichts besser machen können, ich ticke einfach so! ICH bin das Problem, wenn schon. ICH und meine verschrobene Sexualität. Das Benutzen erst recht untermalt von Kopfkino, dem ich mich ausliefern durfte/musste. Wie geschmacklos von mir mir vorzustellen es sei Willi, der sich nachts mit seinen locker 180 kg in meinem Kinderzimmer auf mein Kinderbett setzt, sodass die Matratze eine Mulde bildet, in die das kleine Mädchen hinein fällt. Während sich eben Sebastian mir nähert und mit seinem nicht minder hohen Gewicht meine an meine 57 Kilo angepasste Matratze arg in Bedrängnis bringt, sie nachgeben lässt und ich deswegen auf die Seite gerollt werde… Und als er mich voll Liebe berührt, ist es in meiner Fantasie der fette Drecksack mit seiner widerlichen Glatze, seinen alten, verschrumpelten Händen, mit denen er im Garten Maulwürfe tot schlägt, die ich doch so sehr liebe…

Kein Wunder? Kein Wunder, dass ich mich anschließend und die Tage darauf bis jetzt irgendwie dreckig fühlen muss? Benutzt? Beschmutzt? Mir wird schlecht. „Schau dir ‚Feuchtgebiete‘ an.“, lautete gestern die Aufforderung. „…Ich glaube, das kann ich nicht…“; alles an mir zog sich zusammen. Den Katheter seitdem noch mehr als Dauervergewaltigung wahrnehmen -da brauche ich nicht noch „geschmackvolles Kino“, um diese Fehlwahrnehmung noch mehr als meine ganz persönliche Realität zu etablieren.

Hätte er gestern nicht daneben gesessen, hätte ich Markus dies auch noch erzählt. Ob ich ihm nun traue oder nicht.

Auf der Geraden in Richtung 2 h an der Leinwand, kurz vor knapp der Lähmung wegen zum Einbruch gekommen. Mir dabei sogar noch 15 min aus dem Ärmel geleiert, die wahrlich nichts mehr mit Kontrolle am Hut hatten. Beide Hände nun kaputt. Die Nase zubetoniert von der permanenten Kopfhaltung beim Malen.

Ich wünschte, ich wäre keine Frau. Wünschte mir, asexuell zu sein. Regelrecht androgyn, jenseits von jeglicher Geschlechtlichkeit. Keine Brust, kein Geschlechtsteil, keine Ausscheidungsorgane.

19:50

Um 15:22 aus dem Schlaf heraus das nächste sekundenlange Blackout mit Dejavue und Panik…

Hinterlasse einen Kommentar